Anpassungsstörungen und Traumafolgestörungen

1. Anpassungsstörungen

Wenn wir von einem oder mehreren belastenden Lebensereignissen (z.B. Arbeitsplatzverlust, Trennung) betroffen sind, kann es in der Folge zu Anpassungsstörungen kommen. Wir reagieren mit Depressionen oder Ängsten auf diese Situation, neigen zu Rückzugsverhalten, emotionalen Reaktionen (z.B. Wut, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Gereiztheit), und einem verringerten Selbstwertgefühl.

  • Ein 59 jähriger Pat. verliert unter persönlich kränkenden Bedingungen seinen Arbeitsplatz. Er reagiert darauf zunächst mit Ärger und Wut, in Folge aber fühlt er sich zunehmend hilflos, verengt seine Gedanken auf die drohende Arbeitslosigkeit und kann keine Perspektive für sich entwickeln. Er ist nicht mehr in der Lage, Freude zu empfinden, zieht sich aus dem sozialen Leben zunehmend zurück. Auf der körperlichen Ebene entwickeln sich Unruhe und Schlafstörungen.

In einem solchen Fall arbeiten wir in der Psychotherapie vorwiegend mit Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie.

2. Traumafolgestörungen

Von einem Trauma sprechen wir in der Psychotherapie dann, wenn es sich um eine seelische Erschütterung auf ein äußerst belastendes Ereignis handelt, das durch Konfrontation mit drohendem oder tatsächlichem Tod (anderer Personen), ernsthafter Verletzung oder Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit gekennzeichnet ist und unter Begleitung intensiver, negativer, emotionaler Prozesse (Furcht, Hilflosigkeit, Entsetzen) stattfindet.
Dabei unterscheiden wir zwischen Typ1 und Typ2 Trauma. Beim Typ1- Trauma handelt es sich um ein einmaliges, kurzdauerndes Ereignis (z.B. Unfall, Naturkatastrophe, Gewaltverbrechen). Das Typ2 Trauma ist gekennzeichnet durch eine längere Dauer, bzw. durch mehrmalige Ereignisse (z.B. körperliche und sexuelle Gewalt über einen längeren Zeitraum).

Nicht in allen Fällen entwickelt sich nach einem Trauma eine Folgestörung.

2.1 akute Belastungsreaktion
Häufig kommt es unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis zu einer akuten Belastungsreaktion. Die Symptome können recht verschieden sein. Üblicherweise beginnen die Symptome mit einer Art „Betäubung“, einer Bewusstseins- und Aufmerksamkeitseinschränkung, Desorientiertheit und einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten. Oftmals gibt es auf der motorischen Ebene eine Verlangsamung und Rückzug, aber auch Übererregung und Unruhe können vorkommen. In der Regel klingt diese teilweise heftige Reaktion innerhalb von 2-3 Tagen wieder ab.

2.2 posttraumatische Belastungsstörung
Eine 44 jährige Straßenbahnfahrerin wird mit dem Tod eines Fahrgastes konfrontiert, der sich vom Bahnsteig aus in suizidaler Absicht vor ihren Wagen wirft. Trotz sofortiger Vollbremsung kann sie dessen Tod nicht verhindern. Sie entwickelt kurzzeitig das Bild einer akuten Belastungsreaktion (s.o.), nach einigen Tagen geht es ihr besser und nach einer kurzen Zeit der Arbeitsunterbrechung geht sie wieder arbeiten. 6 Monate später ist sie mit einem ähnlichen Ereignis konfrontiert: eine ältere Frau stürzt vom Bahnsteig aus auf die Gleise, just in dem Monet als die Fahrerin mit ihrem Wagen in die U-Bahn Station einfährt. Die sofortige Bremsung führt dazu, dass die alte Dame unversehrt aus dem Gleisbett gezogen werden kann. Einige Wochen nach diesem Ereignis entwickelt die Fahrerin das Vollbild einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie bleibt über mehrere Monate arbeitsunfähig und begibt sich in psychotherapeutische Behandlung, aus der sie letztendlich geheilt und arbeitsfähig entlassen wird.

In diesem – etwas komplizierten Fall – kommt es in der Verarbeitung des 1. Ereignisses nur zu einer vorübergehenden Störung, als ein ähnlich scheinendes Ereignis erneut auftritt, werden die „alten“ Gefühle, Erlebens- und Verhaltensmuster wieder aktualisiert und diesmal nicht mehr überwunden. Die Pat. leidet unter starken Ängsten, aber auch unter emotionaler Stumpfheit und Desinteresse. Sie erlebt sog. Flashbacks und nächtliche Albträume, Schlafstörungen. Sie meidet alles, was sie mit dem Ereignis in Berührung bringen könnte, benutzt nicht mehr die U-Bahn. Sie fühlt sich oft unter starker Anspannung und einer andauernden Überregung.

In einem solchen Fall arbeiten wir zunächst mit stabilisierenden Techniken, in einem zweiten Schritt wenden wir die Techniken einer EMDR –Therapie an. Dabei kommt es zu vorsichtigen Konfrontationen mit dem Ereignis und den dazugehörigen Gefühlen und kognitiven Anteilen.