Psychotherapie und Verhaltenstherapie

Psychotherapie ist die Behandlung seelischer Probleme mit psychologischen Methoden. Eine dieser psychologischen Methoden ist die Verhaltenstherapie.

Wesentlicher Bestandteil von Verhaltenstherapie sind sogenannte kognitive Verfahren. Diese beschäftigen sich mit Kognitionen, d.h. Einstellungen, Gedanken, Selbstgesprächen, Vorstellungen und Interpretationen. Bezogen auf ein Verhalten (z.B. Panikattacken) werden die begleitenden Kognitionen aufgedeckt (Mein Herz schlägt schon wieder so heftig! Ich falle gleich um! Wenn ich hier nicht gleich rauskomme werde ich sterben!). Nach der Aufdeckung dieser Kognitionen werden diese auf ihren Realitätsgehalt und ihre Wahrscheinlichkeit geprüft (Wie oft schon umgefallen bei solchen Panikattacken?) und letztendlich durch hilfreichere Gedanken zu ersetzen versucht (Gut, dass mein Herz so kräftig schlägt! Wenn ich Sport treibe, dann schlägt es noch viel kräftiger als jetzt und dass hat auch keine negativen Folgen.).

Kognitive Therapie beschäftigt sich aber nicht nur mit den unmittelbaren Gedanken in einer Situation, sondern hilft auch, sich mit den das Leben erschwerenden Überzeugungen und Haltungen auseinanderzusetzen. Solche irrationale Überzeugungen können z.B. sein: "Alle Menschen müssen mich mögen, wenn nicht ist das eine Katastrophe,", "Ich muß immer alles perfekt machen!", "Wenn mich jemand unangemessen und nicht genügend höflich behandelt, so ist derjenige eine Laus und gehört bestraft!". Diese irrationalen Überzeugungen können mittels bestimmter Vorgehensweisen aufgedeckt und durch angemessenere Gedanken ersetzt werden. Auch hier ist letztendlich das Lernen versteckt: wodurch wurden Grundüberzeugungen erlernt (z.B. Perfektionismus), wie wurde sie aufrechterhalten, wie kann ein gesundes Maß erreicht werden.
Ein wichtiges Modell um Probleme zu behandlen ist das ABC Modell

Ein wesentliches Element von Verhaltenstherapie ist die Mitarbeit des Patienten über die Therapiesitzungen hinaus. Dabei wird davon ausgegangen, daß anzustrebende Veränderungen nur zu einem kleineren Teil in der Therapiestunde selbst erprobt werden. Der Grossteil der Veränderungen sollte im Alltag des Patienten, zwischen den einzelnen Therapiesitzungen stattfinden. Zu diesem Zweck werden den Patienten oft Aufgaben mitgegeben, z.B. Beobachtungsprotokolle zur Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen oder zu in bestimmten Situationen auftretenden Gedanken und Gefühlen.

Verhaltenstherapie ist wissenschaftlich geprüfte, etablierte und effektive Psychotherapie. Für eine Reihe von psychischen Störungen wird sie als das Mittel der Wahl bei der Behandlung erachtet (z.B. Angststörungen, Zwänge). Die Indikationen für Verhaltenstherapie sind insgesamt außerordentlich vielfältig. Verhaltenstherapeutische Methoden finden sich als Behandlungsbausteine innerhalb von mehrdimensionalen integrativen Therapieansätzen (z.B. bei der Behandlung schizophrener Erkrankungen oder bei schwereren Depressionen). In der Hauptsache wird Verhaltenstherapie jedoch als selbständige und alleinige Behandlung einer psychischen Störung durchgeführt.